Der Polo I

März 1975 – Januar 1979

Mit dem Polo hat Wolfsburg einen Volkswagen als damals preisgünstiges und wirtschaftliches Auto vorgestellt und damit sein Programm in der Preisklasse und Größenordnung des damals noch produzierten Käfers erweitert. Der Polo hat im Gegensatz zum Käfer sein Überleben im Volkswagenwerk gesichert. Er wird auch weiterhin die Angebotspalette ohne Unterbrechung und Namensänderung abrunden.
Entstanden ist der Polo aus dem von Audi entwickelten Audi 50. Nachdem Überlegungen im Konzern dahingehend verlaufen waren, Audi als „gehobene“ Marke zu etablieren, war für einen Kleinwagen in der Audi-Modellpallette kein Platz mehr. Jedoch eignete sich dieses Konzept hervorragend, die Volkswagenpallette abzurunden. So trat der Polo ab März 1975 nahezu unverändert seinen Dienst bei Volkswagen an.
Vielfach unbekannt ist die Tatsache, daß dem Polo bzw. Audi 50 beinahe eine noch viel größere Ehre zuteil geworden wäre. Nachdem das Volkswagenangebot erneuert werden mußte und dazu die ersten Studien des Golf dem Vorstand zur Einsicht vorlagen, fand der damalige Vorstandsvorsitzende das Aussehen des „Blizzard“, so sollte der Golf eigentlich heißen, derart „häßlich“, daß es beinahe nicht zu seiner Verwirklichung gekommen wäre. Der Vorstandsvorsitzende war der Meinung, daß das Konzept des Audi 50 besser wäre. Hätte sein Vorschlag damals die Zustimmung des Gesamtvorstandes gefunden, wäre heute vielleicht das meistverbreitete Auto der Polo.
Die Namensfindung des Polo ist leicht erklärt: Sie geht zurück auf das Ballspiel „Polo“, das mit langen Schlägern zu Pferde gespielt wird. Doch die Hintergründe, die zu diesem Namen geführt haben, sind viel interessanter. Die Volkswagen-Modellpalette sollte Namen großer Winde haben. Passat, Corrado und Vento sind bis heute aktuelle Beispiele. Der Golf, der wie schon erwähnt eigentlich „Blizzard“ heißen sollte, wurde nach den Golf-Winden benannt. Jedoch identifizierte das Publikum nach der Veröffentlichung den Namen nicht mit dem dazugehörigen Wind, sondern leitete den Namen vom Spiel ab.
So ist zu erfahren, daß diese Identifizierung anfänglich Volkswagen gar nicht gefallen hat. Nachdem sich aber der Golf und auch seine Identifizierung so gut etabliert hatten, schickte Volkswagen auf der selben Schiene den Polo nach.
Es besteht jedoch keinen Zweifel, daß mit dem Polo ein praxisgerechter Personenwagen auf den Markt gekommen ist, der bis heute Maßstäbe bei Kleinwagen setzt. So hat Polo noch eine zweite Bedeutung: Marco Polo war der erste Weltumreisende im modernen Sinn. Vor 700 Jahren reiste er auf dem Landweg von seiner Geburtsstadt Venedig nach China. Er wurde dort Stadthalter des Großkhans, kehrte 1292 über die Sundainseln und Vorderindien nach Europa zurück und verfaßte seinen berühmten Reisebericht.
In der Bezeichnung Polo verbinden sich also zwei Elemente: ein sportliches und ein weltumspannendes.
In Preis, Größe und Leistung rangiert der Polo unter dem Golf. Beide Polo-Modelle (Normal und L) wurden bei der Präsentation mit dem 40 PS / 900 ccm -Motor angeboten. Ganz bewußt stellte Volkswagen Wirtschaftlichkeit und geringe Unterhaltskosten an erster Stelle.
Der Polo wurde besonders für den europäischen Markt und für Länder mit vergleichbaren Bedingungen konzipiert. Auch das kennzeichnet seine besondere Rolle im VW-Programm. ein kompromißloses Auto für kostenbewußte Käufer.
Dies war auch wichtigster Grundsatz bei der Gestaltung der Ausstattung. Um dieses Fahrzeug weiterhin kostengünstig anbieten zu können, mußte Volkswagen gerade im Innenbereich „abspecken“. Viele nützliche Dinge waren plötzlich nicht mehr oder nur als Sonderzubehör erhältlich.
Unterschiede bestehen innerhalb der Modelle Polo und Polo L bezüglich der Ausstattung. In der einfachen Version sind die silbern Stoßstangen lackiert, nur die Fahrertür ist abschließbar, die Wischer arbeiten nur mit einer Wischgeschwindigkeit stellen nicht selbst zurück und das Instrumentenbrett hat außer dem Tacho nur Kontrolleuchten.
In der Karosserie und den Aggregaten ist der Polo praktisch identisch mit dem Audi 50. Wesentliches Merkmal ist der kleinere Motor, der durch die Verkürzung des Hubs von 72 auf 59 mm vom 1,1-l-Motor erreicht wurde. Ferner wurde die Startautomatik durch einen handbetätigten Choke-Zug ersetzt. Das zweites technische Unterscheidungsmerkmal zum Audi 50 sind Simplex-Trommelbremsen mit verrippter Bremstrommel an der Vorderachse.
Auf Wunsch konnten jedoch zweckmäßigere Scheibenbremsen in Verbindung mit 13-Zoll- Rädern geliefert werden. Dem Spuk wurde jedoch bald ein Ende gemacht und so präsentiert sich der Polo bis heute mit Scheibenbremsen an der Vorderachse.
Weiterführende Links
>> Audi 50/Polo I: Technische Daten